Sind Sie schon mal durch ihre Lieblingsbuchhandlung geschlendert und haben neidvoll auf die vielen Bücher geschaut? Hardcover oder Taschenbücher mit kunstvollen Illustrationen stapeln sich dort und Sie fragten sich, warum keines der Bücher Ihren Namen trägt. Hilfe ist in Sicht, aber, das sei vorweg gesagt, es ist mit Arbeit und Engagement verbunden. Aber sollten Sie beides nicht scheuen, dann könnten Sie in wenigen Wochen ihr eigenes, selbst verfasstes Werk in Händen halten. Wie das geht, lesen Sie hier.
Wie zu erwarten brauchen Sie für Ihr eigenes Buch ein Thema, eine Geschichte oder einfach nur etwas, was es wert ist, aufgeschrieben zu werden. Egal ob Sachbuch, Kinderbuch oder Roman, Sie sollten in der Lage sein, Ihre Gedanken zu ordnen und auf Papier zu bringen oder gleich mit dem Computer zu schreiben. Das kann Spaß machen, aber Sie werden irgendwann an den Punkt kommen, wo es Arbeit ist und Sie die Flinte ins Korn werfen möchten. Jetzt müssen Sie Durchhaltevermögen an den Tag legen und dürfen nicht aufgeben. Bleiben Sie dran, auch wenn es schwerfällt. Tipps und Tricks, wie Sie eine Schreibblockade überwinden, finden sich im Internet.
Ist Ihr Manuskript fertig, stellt sich die Frage, wie denn nun daraus ein echtes Buch wird. Hierzu gibt es drei Möglichkeiten:
1. Sie senden Ihr Manuskript oder ein Exposé einem Verlag und warten Wochen oder Monate auf eine Rückmeldung. In den meisten Fällen bedankt sich der Verlag brav, gibt Ihnen aber zu verstehen, dass er Ihr Buch nicht verlegen möchte.
2. Sie suchen sich einen Literaturagenten. Er verfügt über Kontakte zu den Verlagen und weiß, welcher Verlag zu Ihrem Buch passt. Auch das können Sie versuchen, aber auch hier ist es als Newcomer schwierig, wahrgenommen zu werden.
3. Sie veröffentlichen Ihr Buch selbst, mit Hilfe von Anbietern, die sich auf dieses Geschäft spezialisiert haben und Ihnen jede Menge Arbeit abnehmen. Aber keine Sorge, es bleibt noch genug für Sie zu tun. Diesen Weg bezeichnet man im Allgemeinen als Selfpublishing und immer mehr Autoren gehen diesen Weg. Selbst Autoren, die bereits mehrere Bücher über Verlage veröffentlicht haben, entschließen sich, die Sache selbst in die Hand zu nehmen und veröffentlichen als Selfpublisher. Die Gründe dafür sind vielfältig, aber ein Hauptgrund scheint zu sein, dass die Betreuung der Autoren durch die Verlage zu wünschen lässt. Ihr Manuskript liegt dort monatelang herum, ohne dass sich jemand damit beschäftigt. Im besten Fall liest es der Praktikant, der aber Ihre beiden Vorgängerromane nicht gelesen hat und sich beschwert, dass die Story völlig unverständlich ist. Geld, um Ihr Buch zu promoten, ist praktisch keines mehr da.
Anbieter, die Ihnen beim Selfpublishing (SP) helfen, gibt es immer mehr. Die bekanntesten sind Books-on-Demand (BoD), ePubli oder der Versandriese Amazon. Alle bieten mehr oder weniger ähnliche Dienstleistungen an. BoD veröffentlicht Ihr Buch mit einer ISBN-Nummer, damit es über den normalen Handel bezogen werden kann, druckt Ihr Werk und liefert es an den Zwischenhandel (Barsortiment wie z.B. Umbreit in Bietigheim-Bissingen) oder direkt an die großen Buchhandelsketten. Bei der Auswahl des richtigen SP-Partners gibt es allerdings noch andere Punkte zu beachten. Wollen Sie Ihr Buch auch als E-Book verfügbar machen? Falls ja, für welche Reader? Tolino und/oder Amazon Kindle? Außerdem legen Sie den Buchpreis und den Preis für das E-Book fest. Damit entscheiden Sie, wieviel Marge Sie als Autor an jedem verkauften Exemplar verdienen. Aber Vorsicht, denn ein zu hoher Preis lässt Ihr Buch schnell zum Ladenhüter werden. Spätestens jetzt merken Sie, dass Sie als Selfpublisher nicht nur ein Autor sind, sondern ein Unternehmer. Recherchieren Sie, wieviel vergleichbare Werke kosten und vergleichen Sie sich nicht gleich mit Jodi Picoult oder Frank Schätzing. Suchen Sie Autoren, die das gleiche Genre bedienen und orientieren Sie sich an diesen Preisen.
Haben Sie Ihren Anbieter gefunden, der Ihre Ansprüche abdeckt, dann brauchen Sie sich nur noch auf dessen Webseite zu registrieren und Ihr Buch hochladen. Fertig?
Noch nicht ganz. Wie Sie sicher bemerkt haben, fehlen zum fertigen Buch noch zwei Dinge, die es aber in sich haben. Erstens, ein ansprechendes Cover und zweitens die Qualitätskontrolle. Fangen wir mit dem Cover an. Bücher werden über das Cover verkauft, ob es einem gefällt oder nicht. Niemand greift zu einem Buch, wenn die Verpackung langweilig ist. Es mag Ausnahmen geben, aber das sind eben Ausnahmen. Dieses Problem können Sie damit lösen, dass sie einen Grafiker suchen, der Ihnen ein Cover nach Ihren Vorstellungen erstellt oder Sie greifen auf einen spezialisierten Designer zurück, den ihr SP-Anbieter vermittelt. Kosten ca. 200 – 1000 €.
Kommen wir zu dem weitaus anspruchsvolleren Teil: die Qualitätskontrolle Ihres Manuskripts. In einem Verlag erledigt diese Aufgabe das Lektorat und das Korrektorat. Ersteres überprüft Ihr Werk inhaltlich: Ist Ihre Geschichte packend geschrieben, passt ihr Schreibstil zum Genre und sind die Figuren ausdrucksstark. Im Selfpublishing müssen Sie das selbst machen, indem Sie sich z.B. 5 bis 10 Testleser suchen, die Ihr Buch kritisch begutachten. Testleser zu sein ist eine aufwendige Arbeit und nicht zu unterschätzen. Nehmen Sie Personen, die die nötige Zeit dafür haben und bereit sind, Ihnen eine ehrliche Rückmeldung zu geben. Spätestens jetzt müssen Sie in der Lage sein, mit Kritik umzugehen. Wer hier nur positive Rückmeldungen erwartet, wird es schwer haben, denn fast jedes Manuskript ist zu Anfang einfach Mist (ganz besonders, wenn das Ihr erstes Buch ist und Sie nicht J. K. Rowling heißen). Erst die gründliche Überarbeitung macht aus dem Manuskript ein Buch, das es wert ist, gedruckt und veröffentlicht zu werden. Bedenken Sie das bei der Auswahl Ihrer Testleser!
Finden Sie keine Testleser, dann bietet Ihr SP-Anbieter hier eine Lösung. Ein professionelles Lektorat. Kostenpunkt: ca. 2000 – 6000 €. Abgerechnet wird nach Normseiten. Das Gleiche gilt für das Korrektorat. Hier werden alle Rechtschreibfehler aufgespürt und entfernt. Sind Sie fit in der deutschen Sprache, dann können Sie das auch selbst machen. Falls nicht, dann sollten Sie jemanden beauftragen.Viele der Aufgaben eines Autors sollten Sie mit Hilfe des Computers erledigen. Eine gewisse Affinität zur Technik ist hier wünschenswert. Aber als Selfpublisher sind Sie Unternehmer und sollten bereit sein, neue Dinge zu lernen.
Für das Schreiben am Computer selbst gibt es inzwischen jede Menge professionelle Software, die Ihnen das Leben leichter macht. Sie können mit Word schreiben, aber es gibt wesentlich bessere Programme für diese Aufgabe. Papyrus Autor aus Berlin unterzieht Ihren Text einer Stilanalyse und markiert Passagen, die schwer lesbar sind. Zudem hat es den Duden integriert und hilft Ihnen, Rechtschreibfehler und Kommafehler zu finden. Scrivener ist ein anderes Programm, das Sie ebenfalls beim Schreiben unterstützt. Inzwischen gibt es eine Vielzahl an Programmen auf dem Markt. Probieren Sie sie aus. Die meisten bieten eine kostenlose Demoversion zum ausgiebigen Testen.
Nachdem Sie Ihr Manuskript gründlich überarbeitet, alle Rechtschreibfehler korrigiert, ein Buchcover und Ihren SP-Anbieter ausgewählt haben, sind Sie fast am Ziel. Sie laden ihre Daten hoch und geben den Druck nach einer finalen Kontrolle frei. Nach wenigen Tagen oder Wochen steht ihr Buch als Print oder E-Book dann in den meisten Online-Shops zum Verkauf bereit. Herzliche Gratulation! Sie haben es geschafft!
Ihre Freude wird womöglich gedämpft, wenn Sie in Ihrem Lieblingsbuchladen Ihr Buch vergeblich suchen. Leider ist es immer noch so, dass viele Buchhändler dem Selfpublishing skeptisch gegenüberstehen und keine Bücher ins Sortiment aufnehmen. Das ändert sich zwar allmählich, aber es ist trotzdem etwas Überzeugungsarbeit notwendig, damit Ihr Buchhändler zwei oder drei Bücher von Ihrem SP-Anbieter bezieht. Verkauft sich das Buch, bestellt er sehr wahrscheinlich nach. Der Buchhändler will ja schließlich damit Geld verdienen.
Ist das alles die Mühe wert? Ja, Selfpublisher zu sein ist Arbeit und hat nur wenig mit dem romantischen Bild eines Schreiberlings gemein, der auf seiner Veranda sitzt und bei Sonnenuntergang seine Gedanken zu Papier bringt. Aber es macht Spaß und Sie lernen jeden Tag Neues, denn schließlich sind Sie jetzt ein eigenverantwortlicher Unternehmer! Und was bleibt von jedem Buch für mich finanziell hängen, mögen Sie fragen? Das hängt von einigen Faktoren ab, aber rechnen Sie für einen Roman mit rund 1.50 € pro Buch und 70% vom Nettopreis des E-Bookpreises. Kann man damit reich werden? Falls Sie den nächsten Harry Potter schreiben, dann schon. Auf jeden Fall werden Sie eine Menge Neues lernen und können stolz auf sich sein. Worauf warten Sie noch?
Weitere Informationen zum Selfpublishing finden Sie hier:
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